Natalie Zohner

Kat. 119

Natalie Zohner (Klasse Prof. Dieter Rehm)

o. T., 2021

Fotoabzug auf mattem Seidenpapier, 40 x 50 cm
Auflage: 5
 
Präsentationskosten 60 € / Aufrufpreis 150 €
Der Fotoabzug ist eine Collage der Arbeit „Fenster einer Utopie“. Vilém Flusser beschreibt in seinem Buch „Für eine Philosophie der Fotografie“, wie Fotografien wahrgenommen werden. Da Fotografie durch Licht entsteht, wirken Fotos auf den Betrachter als Symptom der Welt und nicht als Symbol für die Welt, das erst entziffert werden muss. Flusser schreibt weiter, dass der Betrachter durch diesen scheinbar unsymbolischen und objektiven Charakter der Fotografie, technische Bilder wie Fenster hinaus in die Welt wahrnimmt.
Dieser Gedanke hat mich vor allem während des Lockdowns beschäftigt. In einer Zeit, in der wir unser Zuhause nur eingeschränkt verlassen konnten und die Fenster unserer Wohnungen unser Blick nach Draußen waren. Manche haben auf eine Straße geblickt, ein Haus gegenüber, andere in die Natur und wieder andere auf ein Bürogebäude. So auch ich und deswegen wollte ich mir meine eigenen Fenster bauen: Fenster einer Utopie. Allerdings hat eine Utopie, die ich mir erdenken kann, ihren Ursprung immer in der jeweiligen Realität. So hat auch die Situation des Lockdowns meine Fenster in vieler Hinsicht beeinflusst.
Die Fenster sind von einem Spannungsfeld zwischen Schärfe und Unschärfe geprägt. Das hat für mich einerseits die Klarheit der Regeln während des Lockdowns symbolisiert und gleichzeitig die Unklarheit, wie es weitergehen wird und die Frage, ob wir jemals wieder zu der alten Normalität zurückkehren werden. Die Unschärfe ist dabei meistens durchs Zoomen entstanden und der Akt des Zoomens hat für mich einen sehr großen Sehnsuchtsmoment. Man will näher an das Motiv ran, jedoch ist das nicht möglich. Will man das Motiv trotzdem größer sehen, muss man die Schärfe einbüßen. Die Fotoausschnitte, die ich in meiner Arbeit verwendet habe, sind alle während der Pandemie entstanden. Durch die Entschleunigung und die vielen Spaziergänge kam es zu einem Rückbezug zur Natur, der auch in meiner Arbeit sehr wichtig ist. Denn wie für die Romantiker, so war die Natur für mich ein Ort, an dem ich die Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen und dem Schönen ausschöpfen konnte.

Auktion2021 Natalie Zohner
Natalie Zohner / Foto: Shueh Oberschelp